Pressemeldung: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Büroberufe sind technisch stets am Puls der Zeit: Computerhardware und -software werden hier häufig vor anderen Bereichen der Arbeitswelt eingesetzt. Gleichzeitig beinhalten sie einen hohen Anteil an sogenannten Routineaufgaben – also immer wiederkehrende vorgeschriebene Handlungen. Sind Büroberufe durch den technischen Wandel deshalb besonders gefährdet? Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Die Studie hat die Veränderungen in den Büroberufen seit den 80er-Jahren eingehend untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass die Ausbildung in diesen Berufen gut auf den technischen Wandel vorbereitet. Auch Bürobeschäftigte selbst sehen sich gut gerüstet für die neuen Anforderungen durch die technischen Veränderungen.
Nach Angaben der Autorinnen und Autoren betont die Studie erstmals den Zusammenhang von subjektiven Fähigkeiten, Erfahrungen und Kenntnissen der Bürobeschäftigten – ihr Arbeitsvermögen – und die Gestaltbarkeit des technischen Wandels. Dabei werden technische Entwicklungen insbesondere durch den aktiven Umgang der Beschäftigten, der Betriebe und des Bildungssystems beeinflusst.
Insgesamt sind laut Studie die Komplexität und die Anforderungen der Aufgabenprofile der Büroberufe im Zeitraum zwischen 2006 und 2018 gestiegen. Zeitgleich gingen die Routineaufgaben zurück. Der Autonomiegrad, das heißt die Entscheidungs- und Handlungsfreiheit der Beschäftigten, ist in Büroberufen verhältnismäßig hoch. Die in diesen Berufen Beschäftigten und Ausgebildeten gehen mit Wandel, Komplexität und Unwägbarkeiten an ihrem Arbeitsplatz konstruktiv um und nutzen diese Erfahrungen zielführend als Gestaltungskompetenz für den Umgang mit technischen Neuerungen im Arbeitsprozess. Die Studie verdeutlicht zudem, wie beruflich flexibel im Bürobereich ausgebildete Menschen sind und in welchen Berufsgruppen sie häufig Beschäftigung finden.
Zwischen 1996 und 2017 lag der Anteil der Bürobeschäftigten an allen Erwerbstätigen bei rund sechs Millionen (ca. 13 Prozent) – mit zuletzt leicht steigender Tendenz. Auch in der Ausbildung spielen die entsprechenden Ausbildungsberufe eine bedeutsame Rolle. So wurden 2017 in diesem Bereich knapp 59.000 neue Ausbildungsverträge geschlossen, was einem Anteil von weit mehr als zehn Prozent aller in dem Jahr neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge entspricht. Die fortwährende Einführung neuer technischer Arbeitsmittel im Büro – zum Beispiel Personal Computer, E-Mails oder Laptops – erfordern bei Beschäftigten und Betrieben seit jeher die Fähigkeit und Bereitschaft, mit diesen Veränderungen umzugehen. In der Ausbildung wurde und wird diesen erforderlichen Anpassungsleistungen durch Berufsneuordnungen beziehungsweise der Einführung neuer Ausbildungsberufe Rechnung getragen.
Die Studie zeichnet ein umfassendes Bild des Wandels in den Büroberufen während der vergangenen 40 Jahre und ist Bestandteil der Projekte, die mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die Zusammenhänge zwischen technischem und gesellschaftlichem Wandel untersuchen.
Weitere Informationen zu den Ergebnissen der Studie finden Sie im Internetangebot des BIBB. Bei den in der Studie berücksichtigten Ausbildungsberufen handelt es sich um Kaufleute für Büromanagement, Industriekaufleute, Verwaltungsfachangestellte, Sozialversicherungsfachangestellte, Kaufleute im Gesundheitswesen, Personaldienstleistungskaufleute, Justizfachangestellte sowie Fachangestellte für Arbeitsmarktdienstleistungen.
Informationen zum Themenbereich „Technologischer Fortschritt und Arbeitswelten: Gesellschaft – Technik – Mensch“ stehen hier zur Verfügung.
Bild: Syda Productions / shutterstock.com